Gesundheitsfördernde Gedanken
Entweder habe ich diese Eigenschaft von meinem Vater geerbt oder abgeguckt - Egal wie! Das Glas als halbvoll anzusehen anstatt es als halbleer wahrzunehmen hat mir schon manches Mal in meinem Leben geholfen. So war mein erster Gedanke nach dem Schlaganfall "Hurrah! Ich lebe noch!" und nicht der Gedanke an vielleicht bleibende sprachliche und körperliche Einschränkungen.
Die innere Einstellung zu einer Situation oder zu dem Verhalten einer Person zu ändern ist oftmals aussichtsreicher als zu hoffen, dass sich die Situation schnell verändert oder sich die andere Person in ihrem Verhalten ändert. Auch können innere Glaubenssätze eine (Weiter)Entwicklung geradezu verhindern. Ein interessantes Buch zu diesem Thema hat Gerald Hüther/Neurobiologe geschrieben ("Die Macht der inneren Bilder").
Jeder hat es schon einmal erlebt oder bei einer anderen Person beobachtet, dass sich z. B. Traurigkeit in der Körperhaltung wiederspiegelt. Umgekehrt beeinflusst die Körperhaltung auch die Stimmung. Dies erlebe ich immer wieder in den Gelenkyoga-Stunden mit Ulla Hieronymi-Pinnock: Setze ich mich aufrecht auf die Stuhlkante anstatt wie ein nasser Sack auf dem Stuhl zu hängen, fühle ich mich direkt präsenter und wacher. Aufforderungen wie "Sitze wie eine Königin!" oder "Zeige Dein inneres Lächeln!" verstärken diese positive Stimmung.
Manchmal hat man Tage, an denen man den Eindruck hat, dass nichts geklappt hat. Sich abends, spätestens wenn man im Bett liegt, auf die Suche nach einem positiven Erlebnis des Tages zu begeben, lohnt sich dennoch! Vielleicht war der Moment nur kurz (ein angenehmer Duft, ein schöner Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, die "Unterhaltung" zweier Amseln, ein leckeres Essen, leichter Nieselregen im Gesicht etc.), aber die Erinnerung daran weckt positive Gefühle und man kann vielleicht mit einem Gefühl der Dankbarkeit einschlafen.
Vorsorglich ist das Anlegen einer Freude-Liste sinnvoll: Alles, was einem Freude macht, was Kraft schenkt und was einem zum Lachen bringt, wird auf ein Blatt geschrieben. Im "Notfall" kann man diese Liste angucken und mindestens eine Sache davon in die Tat umsetzen, um den belastenden Gedanken und Gefühlen ein Gegengewicht zu geben.
Der Elefant in der Bonner Rheinaue wird von den Blinden, die nur Teile von ihm ertasten, nicht in der Gesamtheit als Elefant erkannt. Je nachdem, welches Körperteil der Blinde ertastet, hält er es für eine Schlange, eine Säule etc.
Nach einem Schlaganfall kann man auch in gewisser Weise "blind" sein und nur noch die eigenen Beeinträchtigungen wahrnehmen.
Mir hat es daher sehr geholfen, mich an meine eigenen Kräfte zu erinnern (Welche Eigenschaften haben mir früher geholfen, Krisen zu bewältigen) und diese Ressourcen in der neuen Situation zu nutzen.
Impulse für andere oder neue Sichtweisen können auch folgende Internetseiten geben:
Die Podcasts von Lisa Kirchner und Mechthild Kreuser sind meiner Meinung nach absolut hörenswert und geben mir immer wieder neue Anregungen.
Wichtig für alle Leser*innen aus Bonn und Umgebung: Mechthild Kreuser bietet ihre Workshops in Köln an, Daniela Brohlburg führt ihre Kurse in Bonn durch.
Die Lebensgeschichten von Lisa Kirchner, Mechthild Kreuser, Daniela Brohlburg und Roland Wagenhäuser machen die Beiträge für mich besonders glaubwürdig. Denn Denk- und Handlungs-Impulse bewirken vor allem dann etwas in mir, wenn sie von Personen geäußert werden, die sich aus eigener Betroffenheit mit dem Thema Krankheit bzw. schlagartige Veränderung der Lebenssituation auseindersetzen.
Sehr hilfreich war auch die Teilnahme an einem digitalen Workshop der Jungaphasiker-Gruppe Bonn zum Thema Freude. Die Referentin Christina Möhrle* machte auf eindrückliche Weise klar, dass neben den angenehmen Gefühlen wie Freude, Lachen, Glück auch anderen Gefühlen wie Trauer, Weinen, Unglück Raum gegeben werden sollte. Denn schon in der Bibel heißt es "Alles hat seine Zeit". Negative Gefühle auch einmal zulassen zu können ohne sich von ihnen dauerhaft beherrschen zu lassen, ist eine von vielen Übungen, die letztlich zu einer Balance positiver und negativer Gefühle führt. Vielleicht erreicht man auch irgendwann den Punkt, an dem man negativen Gefühlen wie z. B. Ärger mit heiterer Gelassenheit und Humor begegnen kann. Der Mediziner und Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen hat dies einmal sehr treffend skizziert: »Humor ist die Fähigkeit, bei Ärger die Perspektive zu wechseln. Man schaut sich selbst über die Schulter und kann die Situation durch Fragen entschärfen: Wenn ich in einem Jahr darüber lache, warum nicht jetzt gleich?«
Idee: Christina Möhrle # Illustration: Michael Ruinato # Das Copyright liegt beim Urheber.
*Christina Möhrle arbeitet als Logopädin, Humorberaterin und Humordramacoach (HCDA), Lachyoga-Leiterin.