Selbsthilfe
Folgende Definition von Selbsthilfe stammt von der Selbsthilfekontakt- und Informationsstelle (SEKIS) Berlin:
"Das Wesen der Selbsthilfe ist die wechselseitige Hilfe auf der Basis gleicher Betroffenheit. Selbsthilfe bedeutet, die eigenen Probleme und deren Lösung selbst in die Hand zu nehmen und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten aktiv zu werden."
in Selbsthilfegruppen kommen Menschen zusammen, die ein gleiches Anliegen haben. So gibt es in Deutschland inzwischen zahlreiche Selbsthilfegruppen mit gesundheitsbezogenen Themen. Diese stellen mittlerweile eine wichtige Ergänzung zum professionellen Gesundheitssstem dar. Unter bestimmten Voraussetzungen können gesundheitsbezogene Selbsthilfegruppen von den gesetzlichen Krankenkassen finanziell gefördert werden.
Ein wesentliches Merkmal von Selbsthilfegruppen ist, dass die ehrenamtliche Selbsthilfegruppenarbeit von Betroffenen für Betroffene und nicht z. B. von einem Therapeuten erbracht wird. Meist nehmen an den Treffen auch die Angehörigen teil. Aber es gibt auch Ausnahmen: Bei Aphasie-Selbsthilfegruppen hat man die Erfahrung gemacht, dass getrennte Gruppen von Vorteil sind.
In der Selbsthilfegruppe haben Alle Ähnliches erlebt. Hier braucht man nicht viel erklären, um verstanden zu werden. Von den Anderen zu erfahren, wie sie mit der veränderten Situation umgegangen sind, kann dazu beitragen, wieder neuen Lebensmut zu schöpfen. Dieser Erfahrungsaustausch und diese praktische Lebenshilfe stehen im Vordergrund der regelmäßig stattfindenden Treffen. Darüber hinaus erhält man dort wichtige Informationen entweder von den anderen Teilnehmer*innen oder durch externe Vortragende, die zu einem Treffen eingeladen werden. Einige Selbsthilfegruppen bieten auch kreative Workshops für Betroffene und Mitbetroffene an oder beteiligen sich an Aktionen. Einen Einblick in solche Aktivitäten bietet die folgende Photogalerie der Aphasie-Selbsthilfegruppe Bonn und der Jungaphasiker-Gruppe Bonn:
Von Jürgen Aschemoor, der für den Motivationspreis 2022 der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe nominiert war, erhielt ich folgende Stellungnahme zu Selbsthilfegruppen. Diese Stellungnahme fasst meiner Meinung nach sehr gut die wesentlichen Aspekte, um die es bei den Gruppentreffen geht, zusammen:
"Ich möchte an dieser Stelle einmal eine Lanze brechen für die vielen Selbsthilfegruppen im Land, die sich aus Eigeninitiative gebildet haben und noch bilden werden.
Es ist sehr wichtig für jemanden, der so einen oder ähnlich ausgewirkten Schlaganfall erlitten hat, wie ich es bekommen habe, daß man sich unter Gleichbetroffenen zusammentut, sich trifft und darüber redet. Um solch einen Schicksalsschlag zu verkraften, muß man darüber reden und sich austauschen. Das gibt einem selber eine gewisse Art von Befreiung. Ich habe durch Zufall eine SA-Selbsthilfegruppe in Ganderkesee bei Delmenhorst / Bremen kennengelernt und beigetreten. Dort trifft man sich in einer Gruppe von z.Zt. 15 gleichartig betroffenen Mitgliedern alle 2 Wochen live persönlich, aber auch in der schwierigen Corona-Pandemie-Zeit dann in Video-Zoom-Treffen.
Es hatte damit begonnen, daß ich von der Gruppenleiterin gebeten und gefragt wurde, ob ich dort bei dem Treffen vor den gleichartig Betroffenen etwas von mir, aus meinem Buch von meiner Biografie erzähle, und einen kleinen Vortrag halte. Es war sehr ergreifend für mich und ebenso für meine Zuhörer.
Ich hatte mich in meinen Erzählungen so sehr in die Erinnerung vertieft, und mich emotional so intensiv nochmal in das Erlebte zurück begeben, daß alle Zuhörer ganz aufmerksam und still zugehört hatten. In den darauf folgenden Wortmeldungen habe ich gemerkt, wie ähnlich es die anderen doch auch erwischt hatte, und welche gleichen Schicksale sich dahinter verbergen.
Es entwickelten sich daraus lockere Gepräche, nicht nur von den direkt Schlaganfallbetroffenen, sondern auch von den sogen. Begleitpersonen, wie z.B. die Tochter, die Mutter oder die Ehefrau. Durch angeregte Diskussionen verging die Zeit wie im Fluge und die angesetzten zweiStunden waren viel zu schnell vergangen. Alles in allem war es ein sehr interessantes und informatives Gruppentreffen. Es gefiel mir so sehr, daß ich von da an von der Gruppe aufgenommen wurde und regelmäßig dazu gehörte. Durch die erzählten Erlebnisse und Empfindungen findet ja ein guter Erfahrungsaustauschstatt und man lernt Neues oder noch nie zuvor Gehörtes kennen, und man hilft sich dadurch gegenseitig sehr. Daher ist die Bezeichnung „Selbsthilfe“ durchaus berechtigt."
Jürgen Aschemoor hat seine eigenen Erlebnisse digital öffentlich gemacht:
Darüber hinaus hat er ein Buch über sein zweites Leben mit dem Titel "Leben nach dem Schlaganfall" verfasst. Das Buch kann direkt beim Autor bestellt werden.
In dem Anfang September 2021 fertiggestellten Video des Landesverbandes der Aphasiker NRW e. V. berichten Teilehmer*innen einer Selbsthilfegruppe über ihre Erfahrungen:
Die Kontaktdaten neurologischer Selbsthilfegruppen in Bonn und Umgebung finden Sie auf dieser Homepage unter
Die gesetzliche Unfallversicherung bietet eine Beratung von Betroffenen für Betroffene (Peer-Beratung) an:
Die ZNS-Stiftung Hannelore Kohl bietet vor allem für junge betroffene Menschen (18 - 40 Jahre) Erlebnis-, Begegnungs- und Gesundheitstage an. Momentan finden Online-Treffen für Betroffene und Angehörige statt:
Wer sich auch über andere Selbsthilfegruppen informieren möchte, findet auf den Internetseiten der beiden Selbsthilfekontaktstellen Bonn (einschließlich Kreis Euskirchen) und Rhein-Sieg-Kreis umfassende Informationen: