2. Januar 2023
Liebe Leser*innen dieser Internetseite,
zunächst einmal wünsche ich Allen ein gutes neues Jahr!!!
Wie bereits im Adventskalender 2022 angekündigt habe ich mir für das neue Jahr ein neues Projekt ausgedacht. Zu Beginn einer jeden Kalenderwoche werde ich meine Gedanken zu einem bestimmten Begriff mit Euch/Ihnen teilen. So soll nach und nach ein Jahreskalender entstehen, der mir und Euch/Ihnen 52 Mal einen Impuls für die folgende Woche gibt.
Ich danke meinen alten und neuen Inspirationsquellen Ulla, Eva, Alina, Lisa, Mechthild, Daniela und Stefanie!
Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch/Ihnen
Claudia Niederer
52. KW
ZUFRIEDENHEIT
"Ein angenehmes und heiteres Leben kommt nie von äußeren Dingen, sondern der Mensch bringt aus seinem Inneren, wie aus einer Quelle, Zufriedenheit in sein Leben."
Plutarch
Ich bin der festen Überzeugung, dass diese innere Quelle immer in mir vorhanden ist und immer vorhanden sein wird, unabhängig davon, was mir im Leben noch widerfahren wird. Mal sprudelt sie mehr, mal weniger und ist manchmal nur als Rinnsal zu erahnen. Es liegt an mir und meiner inneren Einstellung, ob ich sie trotzdem spüre. Dankbarkeit (2. KW), Körperbewusstsein (14. KW), Achtsamkeit (15. KW), Selbstfürsorge (19. KW), Kreativität (26. KW), Wechsel der Perspektive (28. KW), Natur (34. KW), Ruhe (50. KW) und letztendlich meine Zuversicht (51. KW) helfen mir dabei.
So breitet sich bei der Rückschau auf mein bisheriges Leben ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit in mir aus. Tiefen und Höhen haben sich regelmäßig abgewechselt und mein Leben bereichert. Früher war für mich Zufriedenheit gleichbedeutend mit Stillstand, Verlust der Neugier auf das Leben und Lebensabschluss. Heute spüre ich Zufriedenheit in mir als inneren Frieden, der mir Kraft für das jetzige und spätere Leben verleiht.
51. KW
ZUVERSICHT
Bin ich ein zuversichtlicher Mensch? Wenn ich mir die Definition von dem amerikanischen Psychologen Charles Richard Snyder angucke, kann ich diese Frage eindeutig mit ja beantworten.
Er war davon überzeugt, dass ein zuversichtlicher Mensch entschlossen ist, seine Ziele zu erreichen und daran glaubt, dies auch zu schaffen. Mittel und Wege zur Erreichung dieser Ziele werden gedanklich durchgespielt und entsprechende Strategien und Pläne entwickelt, um diese Ziele letztendlich in die Tat umzusetzen.Bei Zuversicht handelt es sich also um ein positiv auf die Zukunft gerichtetes Denken und Handeln. Dabei können Erfahrungen in der Vergangenheit hilfreich sein, um unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten gegeneinander abzuwägen.
Zugegeben: Meine Zielorientiertheit kann auch manchmal für meine Mitmenschen sehr nervig sein. Diese geben dann aber auch zu, dass ich ohne diese Zuversicht, die ich mir trotz Schlaganfall vor 7 1/2 Jahren bewahrt habe, längst nicht so viele Fortschritte seitdem gemacht hätte.
Es gibt aber auch Momente, in denen es mir nicht so leicht fällt, zuversichtlich zu sein. Bei den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen, die ich regelmäßig durchführen lasse, besteht ja immer auch zu 50 % die Wahrscheinlichkeit eines auffälligen Befundes. Die gedankliche Vorwegnahme einer solchen Mitteilung hilft mir aber dann ein wenig, die Vorsorgeuntersuchung ganz rational als Chance einer sehr frühzeitigen Erkennung einer Krankheit zu betrachten und damit die Aussicht auf Heilung zu vergrößern.
50. KW
RUHE
Ewige Ruhe
„Ruhe in Frieden.“
„Ruhe sanft.“
Ruhestätte
Ruhe bewahren
Die Ruhe in Person
„Ohne Rast und Ruh“
Ruhestörung
Ruhetag
ausruhen
Ruheraum
Ruhebedürfnis
Ich will in Ruhe gelassen werden.
„In der Ruhe liegt die Kraft.“
„Über allen Gipfeln ist Ruh.“
„Still ruht der See.“
Beruhigung
Zur Ruhe kommen
Innere Ruhe
Äußere Ruhe
Abwesenheit von Lärm
Dies sind nur einige Gedankensplitter, die mir spontan zum Begriff „Ruhe“ einfallen. In den letzten Tagen hatte ich das Glück, einige ruhige Phasen zu erleben und zu genießen. Sei es das meditative Bepinseln von Zimtsternen mit Eischnee, das Hören Pianissimo gespielter Saxophontöne, das Zeichnen chinesischer Schriftzeichen mit einem Tuschepinsel: Es tut einfach gut, ab und zu innezuhalten und Kraft zu sammeln. Wer mich kennt, wird jedoch direkt vermuten: Claudia lädt also ihren Akku auf für neue Ideen und Projekte…
Vielleicht sollte ich mir öfter folgendes chinesisches Sprichwort in`s Gedächtnis rufen:
„Nur in einem ruhigen Teich spiegelt sich das Licht der Sterne.“
49. KW
ABSCHIED
Heute Morgen ist eine Freundin nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Ihr Tod kam zwar nicht völlig überraschend. Dennoch muss ich jetzt diese Endgültigkeit erst einmal verdauen. Als ich heute den leise rieselnden Schnee sah, dachte ich sofort daran, dass meine Freundin sich nun nicht mehr daran und an vielen anderen schönen Dingen erfreuen kann. Allmählich stellen sich aber auch Erinnerungen an schöne gemeinsame Stunden und Erlebnisse ein. Dieser Schatz an Erinnerungen bleibt über den Tod hinaus bestehen und zeigt mir wieder einmal, wie wichtig das Sammeln schöner Augenblicke ist. Ich zitiere daher nochmals folgenden Spruch von Cicely Saunders:
„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“
48. KW
ÜBERFORDERUNG
Manche springen an einem Gummiseil von einer Brücke oder balancieren auf einer Slack-Line von Bergspitze zu Bergspitze, um ihre körperlichen und mentalen Grenzen zu erfahren. Mir reicht dafür zum Beispiel die Teilnahme an einem zweitägigen Perlen-Workshop…
Das vergangene Wochenende war für mich die pure Überforderung. Ich hatte mal wieder ausgeblendet, dass einen Tag lang hochkonzentriert ein Perlenarmband zu weben mich schon in der Vergangenheit an meine Grenzen gebracht hatte. Diese handwerkliche Arbeit mit nur einer 100% funktionstüchtigen Hand auszuführen ist logischerweise sehr viel anstrengender als mit zwei gesunden Händen zu arbeiten.
Das ist aber nur ein Beispiel für meine Tendenz, mich selbst zu überfordern. Anscheinend muss ich immer wieder die unterschiedlichsten Erfahrungen selber machen, um meine eigenen Grenzen besser kennenzulernen. Die von meinem Mann vorab geäußerten Bedenken erreichen mich in der Regel nicht. Auch mein nur wenige Monate nach meinem Schlaganfall angelegtes Buch, in das ich solche Erlebnisse geschrieben habe, nützt anscheinend nicht so viel. Manchmal ist mein Gedächtnis dann doch wie ein Sieb oder meine Verdrängungsmechanismen funktionieren zu gut…
47. KW
WAHRNEHMUNG
Das Thema „Wahrnehmung“ hat mich schon immer fasziniert. In meinem Berufsleben sind mir viele Menschen unterschiedlichen Alters mit Störungen der Wahrnehmung begegnet. So habe ich festgestellt, dass die neuropsychologischen Folgen eines Schlaganfalls vor allem bei Betroffenheit der nichtdominanten Hirnhälfte und die daraus resultierenden Verhaltensänderungen oftmals gravierender als die körperlich sichtbaren Folgen waren.
Seit meinem Schlaganfall gewinnt für mich auch das Thema „Selbst- und Fremdwahrnehmung“ auch in Bezug auf Behinderung immer mehr an Bedeutung. Wie ich mich selbst und mein Verhalten wahrnehme, stimmt im besten Fall mit der Wahrnehmung meiner Person und meinem Verhalten durch Andere überein. Wenn dies nicht der Fall ist, sind Kommunikationsprobleme meist vorprogrammiert.
Was aber ist Wahrnehmung? Über die äußeren Sinnesorgane (Augen, Ohren, Nase, Mund, Haut) werden permanent Informationen aufgenommen und an das Gehirn weitergeleitet. Hinzu kommen interne Sinnesreize. Glücklicherweise verhindern bei den meisten Menschen komplexe Mechanismen eine Reizüberflutung und filtern die Informationen so, dass nicht alle Informationen ins Bewusstsein vorgelassen werden. Die neuen Sinneseindrücke, die das Bewusstsein erreichen, werden mit alten Sinneseindrücken in Beziehung gebracht, so dass ein Gesamteindruck entsteht, der naturgemäß subjektiv ist. In der 29. KW habe ich bereits über diese „inneren Bilder“ geschrieben. Jeder hat also sein eigenes Kopfkino mit unter Umständen Abspulen einer ganzen Serie. Im Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick findet man genügend Beispiele, wie das eigene Kopfkino zu massiven Problemen in der zwischenmenschlichen Kommunikation führen kann. Das bekannteste Beispiel ist die Geschichte mit dem Hammer:
46. KW
PLANEN
Kürzlich habe ich einen Artikel in einer Zeitschrift gelesen, der aufzeigte, was wir gewinnen, wenn wir mehr loslassen. Die Überschrift lautete „Mein Plan? Kein Plan!“ Wenn man keine Angst vor dem Unerwarteten hat und dem Zufall öfter mal die Regie überlässt, eröffnen sich oftmals auch neue Sichtweisen und Möglichkeiten. Dazu fiel mir spontan folgender Spruch von John Lennon ein: „Leben ist das, was passiert, während Du andere Pläne machst.“
Obwohl ich ja schon mehrfach am eigenen Leib zu spüren bekommen habe, dass im Leben nicht alles nach Plan verläuft und der Zufall bzw. das Schicksal öfter als gedacht dazwischengrätscht, kann ich meinen Drang, Dinge zu planen, nur mühsam bändigen. Dabei vergesse ich dann auch manchmal, dass ich aufgrund der Einschränkungen durch den Schlaganfall nicht mehr Alles alleine stemmen kann. So musste letztendlich mein Mann die Materialien für den Aphasie-Info-Stand in einer Bonner Buchhandlung oder die Materialien für den Stand beim Bonner Selbsthilfetag an die jeweiligen Orte schleppen.
Auch lassen sich Enttäuschungen, wenn sich der Plan dann nicht 1:1 verwirklichen lässt, kaum vermeiden. So hatte ich im April 2019 eine Homepage für die Selbsthilfegruppe gestaltet mit dem Plan, dass ich die Themenwünsche der Mitglieder aufgreife und dort veröffentliche; letztendlich habe ich mir selber die Themen überlegt. Diese Homepage gibt es nicht mehr, dafür aber seit Juni 2021 meine eigene Homepage.
Ein weiteres Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit: Ich hatte geplant, während meiner Geburtstagsfeier an jedem der 10 Tische einige Zeit zu verbringen. Damit mir auf jeden Fall ein freier Stuhl an jedem Tisch sicher war, hatte ich eine Tischkarte mit meinem Namen an jedem Tisch plaziert. Aber das Gegenteil von „gut“ ist ja bekanntlich „gut gemeint“. Mit diesem Schildchen hatte ich wahrscheinlich die Erwartungshaltung bei einigen Gästen geweckt, dass ich auf jeden Fall zu ihnen kommen und mich mit ihnen unterhalten werde. Dieser Plan konnte realistisch betrachtet bei über 80 Gästen und mit einigen Programmpunkten überhaupt nicht aufgehen…
Dass dieser Plan bei über 80 Gästen und mit einigen Programmpunkten nicht aufgehen wird, hatte mein Mann zwar schon im Vorfeld angemerkt, aber dies wollte ich zu dem Zeitpunkt nicht hören, da ich ja meinen Plan hatte…
45. KW
ENTTÄUSCHUNG
Kürzlich habe ich eine Person, die ich schon über 27 Jahren kenne, sehr enttäuscht. Grund hierfür war der Inhalt meiner Geburtstagsrede, die ich vor über 80 Gästen gehalten habe. Ich hatte die Rede zwar schriftlich vorbereitet, aber wegen meines Anspruchs an mich selber, möglichst frei zu sprechen, wegen des Lampenfiebers und auch wegen der Dauer (über 60 Minuten) war die Rede nicht perfekt, denn letztendlich habe ich einige wichtige Ereignisse in meinem Leben vergessen zu erwähnen ( so z. B. Auch die Hochzeit mit meinem jetzigen Mann).
Jetzt bin ich wiederum enttäuscht, dass diese Person so wenig Verständnis und damit verbunden auch Nachsicht für meine Auslassungen aufbringen kann. Anscheinend täusche ich aber mit meinem Auftreten auch Menschen, die mich eigentlich kennen müssten. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, wissen eigentlich nur mein Mann, Ulla (arbeitet oft und intensiv mit vom Schlaganfall betroffenen Menschen) und Kai (selbst vom Schlaganfall betroffen), wieviel Kraft mich manche Dinge noch immer kosten. Nach außen hin wirke ich anscheinend so, als wenn ich wieder „ganz die Alte“ wäre und die Folgen des Schlaganfalls nur noch den Bewegungsapparat betreffen würden…
44. KW
HANDELN
Hätten mein Mann und unsere Freunde vor über 7 1/2 Jahren nicht sofort gehandelt, hätte ich letzte Woche nicht so groß feiern können…
Hängender Mundwinkel auf einer Seite (Face), auf derselben Seite hängender Arm (Arms), dazu der Verlust der Sprache (Speech): Alles Anzeichen für meinen Schlaganfall, die mein Mann richtig gedeutet und schnell die 112 angerufen hat (Time). Der Spruch „Time is Brain“ hat sich bei mir voll und ganz bewahrheitet. Wäre mir anschließend nicht so schnell und kompetent im Universitätsklinikum Marburg geholfen worden, wäre mein Hirnschaden und die daraus resultierenden Funktionseinschränkungen viel gravierender gewesen. Wenn ich überhaupt meinen Schlaganfall überlebt hätte…
Deshalb mein Appell: Schnelles Handeln in Notsituationen! Auch als Laie sollte man sich nicht scheuen, im Notfall die 112 anzurufen und z. B. bei Anzeichen eines Herzstillstandes mit der Herzdruckmassage im Wechsel mit Beatmung zu beginnen (30x im Rhythmus des BeeGee-Songs „Staying Alive“ Herzdruckmssage ausführen, dann 2x Beatmung). Auch vor der Benutzung eines Defibrillators sollte man keine Scheu haben: Eine Sprachansage leitet den Benutzer sicher durch die Handhabung.
43. KW
FEIERN
„Man soll die Feste feiern, wie sie fallen.“
Gestern hatte ich allen Grund dazu, groß zu feiern. Es hat einfach total gutgetan, gemeinsam mit meinem Mann, der ganzen Verwandtschaft sowie Freundinnen und Freunden das Leben zu feiern. Einige Gäste hatte ich schon jahrelang nicht mehr gesehen. Aber durch die gemeinsam erlebte Zeit stellte sich schnell wieder das Gefühl der alten Vertrautheit und Verbundenheit ein. Das gemeinsame Singen war dann für mich so überwältigend, dass ich dann doch die eine oder andere Träne vergossen habe…
Letztendlich hat sich für mich folgender Spruch von Cicely Saunders, den ich auf meine Einladungskarte gedruckt hatte, nochmals bewahrheitet:
„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben."
42. KW
ÄNGSTE
Heute Vormittag habe ich die jährliche Kontrolluntersuchung meiner Halsgefäße machen lassen. Wie in den 7 Jahren, die seit meinem Schlaganfall vergangen sind, war auch heute Alles in Ordnung. Die heutige Untersuchung hat mich jedoch wieder an meine Ängste von damals erinnert.
Nach der Entlassung aus der Reha-Klinik gut 7 Wochen nach meinem Schlaganfall hatte ich abends im Bett, wenn ich nach einem therapieintensiven Tag zur Ruhe kam, meinen Puls an der rechten Halsschlagader gefühlt, um ein eventuelles Schwirren als Vorbote einer erneuten Schädigung der Gefäßwand frühzeitig zu erkennen. Während des Aufenthaltes in der Stroke Unit des Universitätsklinikums Marburg und in der Reha-Klinik hatte ich nicht solche Befürchtungen, da ich ja von medizinischem Fachpersonal umgeben war. Dabei hätte ich damals in den ersten Wochen viel mehr Grund zur Sorge gehabt.
Unsere Urlaubsziele habe ich in den ersten Jahren danach ausgesucht, ob in der Nähe eine Stroke Unit vorhanden war. An Flugreisen hatte ich bis Februar diesen Jahres überhaupt nicht gedacht. Mein Horror-Szenario war die Vorstellung, hoch über den Wolken einen zweiten Schlaganfall zu bekommen. Bis das Flugzeug im Februar Richtung Tromsö abhob, holten mich meine alten Ängste tatsächlich wieder ein. Die Überlegung, dass ich im Vergleich zu den anderen Mitreisenden objektiv betrachtet weniger Risiken für eine plötzliche Erkrankung hatte (ausreichend vor dem Start getrunken, tägliche Einnahme eines Blutverdünners, Anti-Thrombose-Strümpfe, Fuß- und Wadengymnastik), ließen mich letztendlich den Flug sogar genießen.
41. KW
MOTIVATION
Manchmal frage ich mich selber, was mich dazu bringt, Dinge zu machen, die mich Überwindung kosten…
Die Motivation, am Mittwoch, den 4. Oktober 2023, im Zentrum für Rehabilitation, Eingliederung und Nachsorge in Bad Neuenahr-Ahrweiler meine Nervosität vor einem Vortrag zu überwinden, war jedoch ganz klar und stärker als mein Lampenfieber. Mit meinem Vortrag „Schlagartig ist Alles anders - aber nicht unbedingt schlechter“ wollte ich anderen betroffenen Menschen und deren betroffenen Angehörigen Mut machen. Den anwesenden Fachleuten aus dem Rehabilitationsbereich einen Einblick in mein Leben nach einem solch gravierenden Lebensereignis zu geben war ebenfalls ein Beweggrund, mich dieser Herausforderung zu stellen.
Meine Nervosität vor dem Vortrag wurde aber deutlich gemindert durch die nette Betreuung von Herrn Möller, dem Geschäftsführer der Einrichtung, und Frau Gütgemann / Dipl. Sozialarbeiterin, die mir bereits ein paar Wochen zuvor das ambulante neurologische Therapiezentrum gezeigt hatte.
40. KW
ENTWICKLUNG
Heute Nachmittag habe ich einen Vortrag vorbereitet, den ich übermorgen beim Tag der offenen Tür des neurologischen Therapiezentrums in Bad Neuenahr-Ahrweiler halten werde. Dabei habe ich eine kleine Zeitreise durch die letzten 7 Jahre unternommen. Wahnsinn, was sich in dieser Zeit alles ereignet hat und welche Entwicklung ich bei mir selbst nach meinem Schlaganfall feststellen konnte: Von undeutlich und leise gemurmelten Worten mit Null Sprachmelodie zu einer meist deutlichen Sprache; aus dem Rollstuhl in die Senkrechte und dann das Gehen wieder gelernt; mein linker Arm, der in den ersten Monaten noch einen Dornröschenschlaf abhielt und auf den ich mich jetzt wieder voll verlassen kann, um z. B. einen mit Wasser gefüllten Topf von der Spüle auf den Herd zu stellen. Und dass ich noch einmal wie in meinem ersten Leben filigrane Perlenfädelarbeiten durchführen und mir wieder Kleidungsstücke sowie erstmalig in meinem Leben Taschen nähen kann, hätte ich vor 4 Jahren auch nicht für möglich gehalten. Neuronale Plastizität ist schon etwas Wunderbares !!!
39. KW
GENUSS
Hier im Süden von Sardinien fällt es mir besonders leicht, mich dem Genuss hinzugeben. Die magentafarbenen Blüten der Bougainvilla vor dem azurblauen Himmel und das in allen Türkisfarben schillernde Meer, das Meeresrauschen, der Geruch von Meeresluft und von Pinien, der warme Wind und das warme Meerwasser, der Geschmack von frisch zubereiteten Culurgiones (Nudelteigtaschen, die mit mit einer Kartoffel-Minz-Creme gefüllt sind) mit kalt gepresstem Olivenöl, dazu ein kühler Weißwein oder ein Ichnusa non filtrata (sardisches Bier) und nicht zuletzt der Geschmack der vielfältigen sardischen Dolci sprechen alle Sinne an. Aber der Urlaub geht schon zu Ende, so dass ich mich gedanklich schon wieder ein bisschen mit unserem Zuhause befasse. Ich freue mich schon auf herbstlich gefärbte Blätter, auf das Tuckern der Schiffe auf dem Rhein und auf das Geschrei der Bonner Möwen, auf ein Melisse-Vollbad sowie auf den Geruch und Geschmack meines selbstgebackenen Brotes.
38. KW
GLÜCK
„Jeder ist seines Glückes Schmied“ - Meiner Ansicht nach steckt in diesem Sprichwort eine Menge Wahrheit. Denn ob ich Glück empfinden kann und was dazu führt, dass ich mich glücklich fühle, hängt sehr von meiner inneren Einstellung ab. Ich habe glücklicherweise von meinem Vater die Einstellung „abgeguckt“, das Glas als halbvoll und nicht als halbleer zu betrachten.
So bedeutet für mich „Glück“ aktuell unter anderem Folgendes:
- meinen Schlaganfall vor über 7 Jahren überlebt zu haben
- wieder ein vorwiegend selbstbestimmtes Leben führen zu können
- mit meinem Lieblingsmenschen viel gemeinsame Zeit zu verbringen
- mitzuerleben, wie sich meine vier Enkelkinder entwickeln
- Anderen eine Freude zu bereiten
- auf meinem Lieblingsplatz zu Hause zu sitzen und den ersten Kaffee des Tages zu genießen
- im Meer zu schnorcheln
- mit meinem Therapiedreirad in der Bonner Gegend herumzudüsen
- trotz motorischer Einschränkungen wieder manche frühere Hobbys wie Nähen oder Perlenfädeln ausüben zu können
- zu Hause in der geerbten Knopfkiste meiner Großtante oder im #arpmuseum beim Perlenworkshop in der Perlenkiste zu wühlen
- viel Zeit zu haben, die ich frei gestalten kann
- meine Ideen zu verwirklichen
37. KW
GEDÄCHTNIS
Fast jeder Mensch kann sich genau daran erinnern, was er gerade zum Zeitpunkt des Terroranschlags am 11.09.2001 gemacht hat oder wo er sich gerade befand. Ich saß im Auto auf dem Weg nach Aachen, als ich im Radio die Nachricht hörte. Zunächst hatte ich an eine Wiederholung des Hörspiels „Krieg der Welten“ von Orson Welles gedacht …
Anscheinend hinterlassen negative Eindrücke viel tiefere Spuren in unserem Gedächtnis als positive Erlebnisse. Als negative Flashbacks treten bei mir auch nach 22 Jahren immer mal wieder Erinnerungen aus der Zeit meiner ärztlichen Tätigkeit auf der Kinderintensivstation auf. Aber es gibt ja glücklicherweise auch positive Flashbacks! Ein positiver Flashback löst zum Beispiel der Duft von Zimt bei mir aus: Ich fühle mich dann in meine Kindheit zurückversetzt und fühle mich irgendwie getröstet. Die Erinnerung an das Erlebnis, unter Wasser einem Delfin zu begegnen und Blickkontakt zu ihm aufzunehmen, verschafft mir noch heute das Glücksgefühl von damals. Diese positive Erlebnisse aus dem Gedächtnis hervorzuholen und das damit verbundene Gefühl zu reaktivieren hilft mir persönlich sehr in der Gegenwart, wenn ich mich im Strudel negativer Gefühle befinde.
36. KW
KOMMUNIKATION
Aktuell versuche ich, einige italienische Wörter und Sätze zu lernen. Ich möchte nämlich gerne im nächsten Sardinienurlaub mit den Menschen etwas kommunizieren könnenoder zumindest zeigen, zeigen, dass ich gewillt bin, die Landessprache zu sprechen. Ich hoffe darauf, dass mir die Sarden mit Verständnis begegnen, mir Zeit zum Sprechen geben und selber etwas langsamer und in einfachen Sätzen sprechen werden. Dies ist eine neue, doppelte Herausforderung für mich, da ich meinen alten Glaubenssatz „Ich bin sprachuntalentiert.“ über Bord werfen und mich trotz meiner Sprechbehinderung mit einer fremden Aussprache auseinandersetzen muss. Eines ist aber völlig klar: Das Sprechtempo der Italiener werde ich nie erreichen! Apropos: Die App „Let me talk“ ist mir beim Vokabellernen eine große Hilfe, da man die Sprache langsamer stellen kann. Und falls es mit dem Sprechen nicht klappen sollte, habe ich ja immer noch die Piktogramme dieser App und kann den Italiener dieser App für mich sprechen lassen. Noch aus einem anderen Grund schreibe ich heute zum Thema „Kommunikation“. In einem Gespräch mit der Klavierlehrerin meines Mannes ist mir nochmals klar geworden, wie wichtig es ist, andere Kommunikationsformen zu finden, wenn das Sprechen, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr oder nur sehr schwierig möglich ist. Über Musik oder/und Malen kann man auch Brücken zu anderen Menschen bauen. Ein gutes Bespiel hierfür sind die INSTAGRAM-Beiträge von AphasieArt. Dort können von Aphasie betroffene Menschen ihre selbst gemalten Bilder posten und „Liken“ ohne die Notwendigkeit des Schreibens oder Lesens.
35. KW
PARTNERSCHAFT
Heute ist ein Tag, an dem ich besonders intensiv und voller Dankbarkeit an die zurückliegenden Jahre denke. Mein Mann und ich haben miteinander viele glückliche Stunden verbracht. Zusammen haben wir aber auch schwere Zeiten durchlebt.
Ich bin so froh, einen Partner gefunden zu haben, der mit mir durch dick und dünn geht, der mir aber auch ehrlich seine Meinung sagt, eigene Interessen hat und mir auf Augenhöhe begegnet.
Anscheinend hat mich mein Unterbewusstsein bei der Farbauswahl der heutigen Hintergrund-Kachel geleitet. Die Komplementärfarben Grün und Rot steigern in Kombination ihre Leuchtkraft, so dass jede Farbe voll zu ihrer Wirkung kommen kann.
34. KW
NATUR
Die zwei Urlaubswochen an „unserem“ See haben mir nochmals verdeutlicht, welche enorme Kraftquelle die (heimische) Natur für mich ist! Den ersten Kaffee des Tages auf der Veranda sitzend mit Blick auf den See zu genießen und jeden Tag mindestens zweimal ausgiebig im See zu schwimmen (begleitet von einer Gänsefamilie) sind Dinge, die mir einfach gut tun. Ich habe mir daher fest vorgenommen, auch zu Hause wieder mehr Zeit draußen zu verbringen. Zwar habe ich von unserem Balkon aus nicht die Aussicht auf einen See, aber den Kaffee habe ich heute morgen trotzdem mit Blick in`s Grüne genossen. Statt im Rhein schwimmen zu gehen habe ich die ungefährlichere Variante der sportlichen Betätigung gewählt und bin mit dem Fahrrad zu meinem Sportstudio gefahren. Noch unterstützt mich das Wetter bei meinem Vorhaben, mich öfter und länger in der Natur aufzuhalten. Wenn dann die eher regnerische Zeit anbricht, hilft vielleicht der Spruch, den ich mir während meiner Nordseeurlaube oft gesagt habe: „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung.“
33. KW
NACHBARSCHAFT
Am Samstag hat endlich wieder unser Nachbarschaftsfest stattgefunden - nach dreijähriger Pause.
Es war sehr schön, nicht nur mit den direkten Nachbarn in unserem Vier-Parteien-Haus ein längeres Gespräch zu führen, sondern auch mit den Nachbarn aus den an unseren großen Gemeinschaftsgarten grenzenden Häusern einen Schnack zu halten.
Auch die neuen Nachbarn von nebenan wurden mit einem Glas Sekt begrüßt. Nachbarn, die schon seit Jahrzehnten quasi in der 2. Reihe der Nachbarschaft wohnen, aber bisher noch nicht dabei waren, lernten wir auf diese Weise kennen. Abends gesellte sich dann noch ein Pärchen -frisch aus dem Urlaub kommend- dazu. Es ist einfach ein tolles Gefühl zu wissen, dass man in einer Notsituation auf die Nachbarschaft bauen kann. So habe ich beispielsweise in der ersten Zeit nach Rückkehr aus der Rehabilitationsklinik, als an selbständiges Kochen noch überhaupt nicht zu denken war und mein Mann noch ganztags gearbeitet hat, das hervorragende Catering unseres Nachbarn, der direkt über uns wohnt, genossen.
32. KW
EINFACHHEIT
Seit 4 Jahren mieten mein Mann und ich im Sommer ein Mini-Ferienhaus mit direkter Lage an einem Badesee. Schon beim Packen muss man sich überlegen, was man vor Ort wirklich braucht. Der winzige Kochbereich regt zudem die Phantasie an, was man Alles in nur einem Topf kochen kann. Mittlerweile habe ich auch Übung darin, durch die sich auf Hüfthöhe befindliche Luke in unser Bett zu krabbeln. Und dass man bei der Benutzung der Toilette am besten die Tür zum Wohnbereich auflässt, um blaue Flecken an den Knien zu vermeiden, stört uns auch nicht, da wir nur zu Zweit in dem Häuschen wohnen. Zudem befindet sich unser Mini-Ferienhaus auf einem Campingplatz, wo es keinen stört, wenn man jeden Tag dieselben Sachen anhat oder in Jogginghose die am Vortag bestellten Brötchen abholt. Schon vor meinem Schlaganfall habe ich die Einfachheit an meinen Tauchplätzen oder die ungezwungene Atmosphäre während der Tauchsafaris geliebt. Dieses Gefühl stellt sich jedes Mal, wenn wir in unserem "Haus am See" sind, unverzüglich ein und garantiert mir ein Urlaubsfeeling unabhängig vom Wetter. Apropros: Auf der im Verhältnis zum Wohnraum großen überdachten Terrasse lässt es sich auch bei Regen gut aushalten!
31. KW
VERTRAUTHEIT
Dieses Wochenende haben mein Mann und ich bei Freunden verbracht, die wir schon Jahrzehnte kennen. Das Zusammensein ist so herrlich unkompliziert, da z. B. der Tag mit einem gemeinsamen Frühstück im Nachthemd bzw. Schlafanzug beginnt. Auch sind einem die Gewohnheiten und Vorlieben der Anderen vertraut und umgekehrt. Über die eine oder andere Macke können wir uns mit fortschreitenden Alter inzwischen auch gemeinsam amüsieren.
So wie die Vertrautheit mit unseren Freunden über die Jahrzehnte gewachsen ist, so hat sich in den 7 Jahren seit meinem Schlaganfall allmählich wieder ein Gefühl der Vertrautheit mit meinem Körper eingestellt. Ich nehme z. B. immer öfter wahr, was meinem Körper guttut und was ihm schadet. Auch meinen körperlichen Macken kann ich mittlerweile meistens mit Humor begegnen.
30. KW
NEURONALE PLASTIZITÄT
Auch wenn manche Ärztinnen/Ärzte immer noch das Gegenteil behaupten: Es hat sich gezeigt, dass es auch Jahre oder Jahrzehnte nach dem Schlaganfall noch Fortschritte geben kann. "Neuronale Plastizität" ist hier das Stichwort: Zwar können sich einmal zugrunde gegangene Nervenzellen nach aktuellem Wissensstand nicht wieder regenerieren, aber es können sich neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen, sogenannte Synapsen, bilden und andere Hirnareale können die Aufgaben der geschädigten Bereiche zumindest teilweise übernehmen.
In der 13. KW habe ich ein Beispiel für diese Selbstheilungskräfte genannt, dass mir besonders wichtig ist und ich daher an dieser Stelle nochmals wiederhole. Nach meinem Schlaganfall vor fast 7 Jahren war ich lange Zeit nicht mehr in der Lage, einem Gespräch zu folgen, wenn gleichzeitig andere Personen am Tisch ein Gespräch führten. Inzwischen kann ich wieder meine Aufmerksamkeit so auf mein Gegenüber fokussieren, dass mich Nebengeräusche nicht mehr stören.
Ich bin sicher, dass jeder vom Schlaganfall betroffene Mensch viele Beispiele von Fortschritten nennen kann. Es gilt also: Weiter dran bleiben und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken!!!
29. KW
INNERE BILDER
Der heutige Beitrag steht in engem Zusammenhang mit dem Thema der letzten Woche (Perspektive). Im Laufe des Lebens entstehen durch Erfahrungen, die man macht, Vorstellungen davon, wie man Probleme im Leben lösen kann. Letztendlich werden daraus Orientierungen, innere Haltungen, Vorstellungen davon, wie man das Leben bewältigt. Diese inneren Bilder können nützlich sein, können aber auch eine (Weiter)Entwicklung geradezu verhindern. Aber Dank der Plastizität des Gehirns ist jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt in der Lage, auch neue Nutzungs- und damit Verhaltensmuster anzulegen und damit einige innere Glaubenssätze zu verändern oder gar zu verlassen. Diese Veränderung ist nicht leicht und braucht manchmal einen gewissen Leidensdruck.
Mir sind in den letzten Jahren viele Menschen begegnet, die als Rechtshänder nach einem Schlaganfall neben einer Aphasie auch eine Lähmung der rechten Körperhälfte hatten und mit ihrer rechten Hand nicht mehr schreiben konnten. Einige haben dann beschlossen, mit der linken Hand das Schreiben zu üben und haben dann tatsächlich nach einiger Zeit leserlich schreiben können. Einige haben aber konsequent darauf beharrt, dass sie nun nicht mehr schreiben oder zeichnen können und haben den Vorschlag, es doch einmal mit der linken Hand zu versuchen, strikt abgelehnt.
Auch ist es oftmals aussichtsreicher, die innere Einstellung zu einer Situation oder zu dem Verhalten einer Person zu ändern als zu hoffen, dass sich die Situation schnell verändert oder sich die andere Person in ihrem Verhalten ändert.
Ein interessantes Buch zu diesem Thema hat Gerald Hüther/Neurobiologe geschrieben ("Die Macht der inneren Bilder").
30. KW
NEURONALE PLASTIZITÄT
Auch wenn manche Ärztinnen/Ärzte immer noch das Gegenteil behaupten: Es hat sich gezeigt, dass es auch Jahre oder Jahrzehnte nach dem Schlaganfall noch Fortschritte geben kann. "Neuronale Plastizität" ist hier das Stichwort: Zwar können sich einmal zugrunde gegangene Nervenzellen nach aktuellem Wissensstand nicht wieder regenerieren, aber es können sich neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen, sogenannte Synapsen, bilden und andere Hirnareale können die Aufgaben der geschädigten Bereiche zumindest teilweise übernehmen.
In der 13. KW habe ich ein Beispiel für diese Selbstheilungskräfte genannt, dass mir besonders wichtig ist und ich daher an dieser Stelle nochmals wiederhole. Nach meinem Schlaganfall vor fast 7 Jahren war ich lange Zeit nicht mehr in der Lage, einem Gespräch zu folgen, wenn gleichzeitig andere Personen am Tisch ein Gespräch führten. Inzwischen kann ich wieder meine Aufmerksamkeit so auf mein Gegenüber fokussieren, dass mich Nebengeräusche nicht mehr stören.
Ich bin sicher, dass jeder vom Schlaganfall betroffene Mensch viele Beispiele von Fortschritten nennen kann. Es gilt also: Weiter dran bleiben und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken!!!
27. KW
PERSPEKTIVE
Dies sind nur einige Gedankensplitter, die mir spontan zum Begriff „Perspektive“ einfallen.
Am wichtigsten finde ich persönlich den Perspektivwechsel. Eine Methode aus dem NLP (Neurolinguistisches Programieren), die ich vor Jahrzehnten gelernt habe, hat mir schon in vielen Situationen geholfen. Beim „Reframing“ versucht man, einem bestimmten Ereignis oder Verhalten eine andere, positive Bedeutung zu geben, quasi einen anderen Rahmen zu konstruieren (Beispiel: Statt einer neuen ergotherapeutischen Übung mit Ablehnung zu begegnen kann man sie auch als Herausforderung und Chance sehen, etwas Neues auszuprobieren und z. B. die Handfunktion zu verbessern).
27. KW
INSPIRATION
Türkis und Grün in allen Schattierungen - Die Farben des großen Eibsees werden auf jeden Fall in meinem zukünftigen Acrylgemälde auftauchen. Die Natur ist für mich einfach die größte Inspirationsquelle!!!
Aber auch Gespräche vor allem mit Personen, die ich noch nicht so gut kenne, geben mir Anregungen für neue Betrachtungsweisen und Ideen. Und nicht zuletzt die Näh-Tipps auf INSTAGRAM inspirieren mich zu neuen Nähprojekten😉.
26. KW
KREATIVITÄT
Bin ich ein kreativer Mensch? Diese Frage kann ich eindeutig mit JA beantworten.
Ich hatte das große Glück, dass mir mein Vater vorgelebt hat, wie man alte Denkpfade verlässt, seinen Gedanken Zeit und Raum zur freien Entfaltung gibt und so durch Neukombination von Ideen Lösungen für Probleme findet. Sein Wissensdurst und seine Neugier, die er sich bis in`s hohe Alter bewahrt hatte, waren seine Haupt-Triebfedern.
Seit meinem Schlaganfall kann ich noch mehr als früher meine Kreativität einsetzen. So habe ich Techniken entwickelt, um auch ohne Hilfsmittel mit nur einer voll funktionstüchtigen Hand zum Beispiel Obst und Gemüse zu schneiden, Schnittmuster ohne Stecknadeln auf dem Stoff zu fixieren oder das Wegrutschen meiner Malpalette zu vermeiden (siehe Hilfsmittel).
Apropos Malen: Gestern war ich mal wieder auf der Terasse des Arp-Museums Bahnhof Rolandseck im Farbenrausch und habe -inspiriert durch die vor mir liegende Rheinlandschaft und die Erinnerungen an den wunderschönen Sardinienurlaub- meine eigene Landschaft geschaffen.
25. KW
AUSTAUSCH
In den ersten 3 1/2 Jahren nach meinem Schlaganfall lag mir der regelmäßige und intensive Austausch mit ebenfalls vom Schlaganfall betroffenen Menschen besonders am Herzen.
Sowohl in der Aphasie- als auch in der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe habe ich viel von den Teilnehmer*innen über den Umgang mit meiner Behinderung gelernt. In der Gruppe fühlte ich mich so wohl, dass ich dort viel weniger Probleme beim Sprechen hatte. Denn die anderen Betroffenen wussten nur zu gut, wie schwierig Sprechen sein kann!
In den letzten 3 1/2 Jahren habe ich dann andere Möglichkeiten gefunden, mich mit ebenfalls vom Schlaganfall betroffenen Menschen auszutauschen. Kontaktanfragen über meine Website und die e-mail-Gruppe der „Nomi`s“ (für den Motivationspreis 2022 der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe nominierte Personen) sind zwei Beispiele hierfür. Regelmäßig treffe ich mich zudem mit dem Leiter der Jungaphasiker-Gruppe Bonn.
Am letzten Wochenende habe ich wieder gemerkt, wie gut es tut, sich mit anderen aktiven und hochmotivierten Betroffenen persönlich auszutauschen. Die Gesprächsinhalte waren dabei sehr vielfältig: Vom eigenen Erleben des Schlaganfalls und den Bemühungen, sich wieder in`s Leben zurückzukämpfen, bis zum Austausch praktischer Tipps war Alles dabei!
Am 17. Juni 2023 fand nämlich die jährliche Mitgliederversammlung des Landesverbandes der Aphasiker NRW statt. Bei der anschließenden Bootstour durch den Duisburger Hafen war ausreichend Gelegenheit, „alte“ Bekannte“ wiederzusehen und neue Kontakte zu knüpfen.
24. KW
LEBENDIGSEIN
Letzte Woche war ich im Meer schnorcheln - das erste Mal seit meinem Schlaganfall !!!
Das Gefühl, endlich wieder in meinem Element zu sein, war einfach überwältigend. So lebendig habe ich mich selten in den letzten 7 Jahren gefühlt. Vor lauter Freude, wieder so „lebig“ (altdeutsch für lebendig) zu sein, habe ich erst einmal eine Runde geheult, so dass mein Mann mich retten wollte, weil er dachte, dass ich ich einen Wadenkrampf hätte 😉
Jetzt kann ich noch besser verstehen, warum sich eine Bonner Selbsthilfegruppe für schädelhirnverletzte Menschen Lebig“ genannt hat.
23. KW
GEBURTSTAG
Gestern habe ich meinen 7. Geburtstag gefeiert.
Wie am Tag meiner Geburt das Leben für mich begann, so habe ich am 4. Juni 2016 durch die Fertigkeiten der Ärzte und des neurologisch-radiologischen Teams des Universitätsklinikums Marburg zum 2. Mal mein Leben geschenkt bekommen.
Aber wie auch zu Beginn meines ersten Lebens musste ich lernen, wie man sich aufsetzt, aufsteht, steht und dann auch noch ohne Hilfe geht. Das für andere verständliche und flüssige Sprechen musste ich mir ebenfalls wieder erarbeiten.
Heute gehe ich außerhalb der Wohnung zwar immer noch mit StocK, kann meine linke Hand nicht wie früher bewegen und spreche in Stress-Situationen oder bei Schlafmangel holprig. Aber insgesamt bin ich dankbar für die 2. Chance und mehr als zufrieden mit meinem 2. Leben. Das Kämpfen hat sich also gelohnt!!!
22. KW
RHYTHMUS
Mein Pfingstwochenende war voller Musik. Ob Jazz, Techno oder Marschmusik - die verschiedenen Rhythmen bewegten mich! Aber Rhythmus begegnet uns nicht nur in der Musik. Der Rhythmus eines Gedichtes, der Rhythmus der Jahres- und Tageszeiten, der biologische Rhythmus bei Menschen, Tieren und Pflanzen („innere Uhr“) sowie der Herz- und Atemrhythmus sind nur einige Beispiele.
Wie wichtig Rhythmus für die eigene Gesundheit ist, merkt an erst, wenn dieser gestört ist. Die ersten Tage nach meinem Schlaganfall konnte ich nicht wie sonst in der Nacht in Ruhe schlafen, sondern wurde entweder durch Untersuchungen oder durch die Alarme der Monitore meiner Bettnachbarn immer wieder geweckt. Tagsüber den Schlaf nachzuholen klappte aus den genannten Gründen auch nicht. Dementsprechend groggy war ich dann am Tag, wo ich eigentlich hätte fit sein müssen für die Therapien.
Mein Sprechrhythmus war ebenfalls aus dem Takt geraten. Bedingt durch die ausgeprägte Dysarthrie und Sprechapraxie war mein Sprechen stockend und monoton. Nicht mehr meine Gefühle über die Sprache auszudrücken war für mich schlimmer als die Lähmung meiner linken Seite.
Aktuell arbeite ich daran, einen für mich gesunden Rhythmus zwischen Ausübung meiner Hobbys und Ruhephasen zu finden. „Zu viel“ von einer Aktivität, sei es nun Stadtbummel mit einer Freundin, Fitnesstraining, Radfahren, Nähen, Perlenweben oder Malen, tut mir nicht gut und verstärkt meine Spastik in der linken Hand.
21. KW
FREUNDSCHAFT
Gestern habe ich eine musikalische Aufführung „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry besucht, die mich zum Nachdenken über den Begriff „Freundschaft“ angeregt hat.
Als Kind und auch noch als Jugendliche habe ich die Personen als meine Freunde bezeichnet, mit denen ich viel zusammen unternommen und die ich fast täglich gesehen habe. Aber nur eine Freundschaft aus Kindertagen hat die Jahrzehnte überdauert und ist mit den Jahren sogar gewachsen. Auch wenn wir uns monatelang nicht sehen, „steht“ die innere Verbindung. Das gilt auch für die im Laufe der Zeit geschlossenen Freundschaften, die für mich einen großen Schatz darstellen. Denn in der Zeit nach meinem Schlaganfall waren es nicht nur mein Mann und die Familie, sondern auch meine Freundinnen und Freunde, die mich unterstützt haben. Und ich vertraue darauf, dass sie auch in Zukunft jederzeit für mich da wären, wenn ich sie bräuchte. Umgekehrt gilt dies natürlich ebenso.
Seit meinem Schlaganfall vor fast 7 Jahren hat sich mein Freundeskreis glücklicherweise nicht verkleinert sondern erweitert. Hinzugekommen sind Menschen, bei denen ich schon nach den ersten Gesprächen eine Art Seelenverwandschaft gespürt habe und/oder die Ähnliches wie ich erlebt haben. In ihrer Gegenwart fiel und fällt es mir leicht mich zu öffnen und mich dadurch auch in gewisser Weise verletzlich zu machen. Aber diese Offenheit und das gegenseitige Vertrauen beruhen ja auf Gegenseitigkeit.
20. KW
LEICHTIGKEIT
In der letzten Woche hatte ich oft Gelegenheit, Möwen bei ihrem Flug über das Meer zu beobachten. Wie sie den Wind geschickt ausnutzten, um mit einer beneidenswerten Leichtigkeit und Eleganz zu fliegen, hat mich tief beeindruckt.
Gestern habe ich ein Klavierkonzert besucht und war von der Leichtigkeit, mit der die Pianistin am historischen Flügel im Beethovenhaus schwierige Stücke von Beethoven und Schubert gespielt hat, hingerissen.
Aber wie die Möwen das Fliegen zunächst lernen mussten und hinter dem perfekten Klavierspiel regelmäßiges Üben steckt, arbeite ich momentan an der Wiedererlangung bzw. dem Wahrnehmen des Gefühls der Leichtigkeit, das ich sehr oft als Kind und etwas seltener im Erwachsenenleben vor meinem Schlaganfall gespürt habe. Beim Rückenschwimmen mit Flossen stellt sich garantiert dieses Gefühl bei mir ein. In letzter Zeit ist es mir aber auch schon beim Spaziergang in einer schönen Landschaft passiert, dass ich nicht mehr das Gehen mit meinem 3. Bein (Gehstock) als mühsam wahrgenommen habe, sondern einfach wie jeder nichtbehinderte Mensch von A nach B gegangen bin und die Natur mit ihren Farben, Düften und Geräuschen genossen habe.
19. KW
SELBSTFÜRSORGE
Bei einer Flugreise wird man standardmäßig darauf aufmerksam gemacht, im Falle eines Druckabfalls die Sauerstoffmaske erst sich selbst aufzusetzen, bevor man Anderen dabei hilft. „Ist doch logisch! Man kann ja Anderen nicht helfen, wenn man selber ohnmächtig wird.“ So dachte ich oft während dieser Erklärungen. Im Alltag und vor allem in meinem ersten Leben vor dem Schlaganfall habe ich aber oft die Fürsorge für meinen eigenen Körper und Geist ignoriert. Stattdessen habe ich mich beruflich um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gekümmert sowie mich für die Belange meiner Arbeitsstelle eingesetzt. Meine Freizeitaktivitäten haben mir dann die übrige Energie geraubt.
Auch nach dem Schlaganfall ignoriere ich zu häufig die Grenzen, die mir mein Körper setzt.
Sich selbst mit Fürsorge, Freundlichkeit und auch Mitgefühl zu begegnen ist nicht immer leicht. Aber vielleicht hilft mir zukünftig ein „Trick“, den ich kürzlich von meiner Sporttrainerin erfahren habe. Damit sie in Situationen, in denen ihr „Helfer-Syndrom“ aktiviert wird, zunächst an ihre eigenen Bedürfnisse denkt und besser Grenzen setzen kann, steckt in ihrer Jackentasche jetzt immer eine Maske aus der Corona-Zeit, die sie dann berührt. Dieser haptische „Anker“ erinnert sie an die so wichtige Selbstfürsorge.
18. KW
AKZEPTANZ
Beim Schreiben des Beitrags zur letzten Kalenderwoche musste ich unwillkürlich auch an Situationen denken, in denen ich meine Lebensenergie verschwendet habe.
Hier 2 Beispiele: Als Jugendliche und junge Erwachsene war ich davon überzeugt, die Einstellungen meiner Mutter mir gegenüber verändern zu können. Bis zu meinem 34. Lebensjahr habe ich viel Energie darauf verwendet, die Beeinträchtigungen durch meine Schrott-Hüften zu ignorieren.
Das Ereignis des Schlaganfalls konnte ich dann mit meiner 52jährigen Lebenserfahrung als unabänderliches Schicksal von Anfang an akzeptieren. Aufgrund meines medizinischen Wissens wusste ich jedoch, dass es sich lohnt, alle mir zur Verfügung stehende Energie aufzuwenden, um wieder auf die Beine zu kommen und wieder selbständig die Aktivitäten des täglichen Lebens ausführen zu können.
Akzeptanz dessen, was man nicht ändern kann, ist ein wichtiger Leitsatz in meinem Leben geworden.
17. KW
ENERGIE
Ursprünglich wollte ich heute meine Gedanken zum Begriff „Begeisterung“ mit Euch teilen. Ich hatte angenommen, dass mich der gestrige Konzertbesuch einer Band, die ich vor über 30 Jahren zuletzt live erlebt habe, wieder so wie damals begeistern würde …
Stattdessen habe ich die Energie des Sängers bewundert und mich gefragt, was seine persönlichen Energiequellen sind. Manche sind vielleicht gar nicht so anders als meine Kraftquellen. Nach meinem Schlaganfall nimmt „Guter Schlaf“ für mich eindeutig Platz Eins meiner Kraftquellen-Hitliste ein. Wenn ich keine erholsame Nacht verbracht habe, kann ich am nächsten Tag nicht richtig sprechen, gehe sehr viel schlechter und bin auch handmotorisch ungeschickter. Meine positive Lebenseinstellung und meine Zuversicht, dass letztendlich Vieles sich zum Guten wandeln wird, haben mir schon immer Kraft zum Weitermachen gegeben. Ein gutes soziales Netzwerk ist ebenfalls eine große Energiequelle für mich: Mein Mann, meine angeheiratete Familie, Freundinnen und Freunde haben mir gerade in den letzten Jahren Halt und Kraft gegeben. Den Kontakt zu Personen, die mir Energie geraubt haben, habe ich dagegen kontinuierlich reduziert und stattdessen Kontakte zu Menschen geknüpft, die so wie ich ein ausgewogenes Verhältnis von Nehmen und Geben wichtig finden. Nicht zuletzt die vermehrte sportliche Betätigung in den letzten Wochen in Kombination mit Entspannungsphasen haben meiner Einschätzung nach mit dazu beigetragen, dass ich mich nach anstrengenden Unternehmungen, zu der ich auch den gestrigen Konzertbesuch zähle, sehr viel schneller erhole. Voller Energie werde ich mich gleich meinem neuesten Nähprojekt widmen, nachdem ich heute morgen bereits „gesportelt“ habe.
16. KW
STRESS
Was man als Belastung und Überforderung empfindet, hängt meiner Meinung nach sehr von der Persönlichkeit und der aktuellen Befindlichkeit ab.
Insofern hat sich meine Persönlichkeit durch den Schlaganfall doch in manchen Bereichen verändert. In meinem Job als Ärztin musste schon sehr viel passieren, damit ich mich gestresst fühlte. Im Gegenteil habe ich mir eingeredet, dass ich auch einen gewissen Stress-Level brauche, um mich wohl zu fühlen. Mein Körper wusste es allerdings besser und hat mich durch den Schlaganfall wachgerüttelt.
Heute habe ich zwar nicht mehr die beruflichen Stressoren, mache mir aber eigentlich viel zu häufig selber Stress, indem ich mir täglich zu viele Sachen vornehme. Dies ist eine der Baustellen, die ich noch zu bearbeiten habe...
Für mich als geh- und in manchen Situationen auch sprachbehinderte Person gibt es leider sehr viele Stressoren im Alltag. Zum Beispiel wenn mein Sitznachbar im Bus erst an seiner Haltestelle darum bittet, herausgelassen zu werden. Da ich mehr Zeit als ein nichtbehinderter Mensch brauche, um aufzustehen, stresst mich dies sehr. Oder wenn ich im Supermarkt an der Kasse bezahlen möchte und merke, dass sowohl Kassiererin/Kassierer als auch die Menschen in der Schlange ungeduldig werden. In solchen Situationen fühle ich mich zusätzlich durch das Verhalten der Mitmenschen behindert.
15. KW
ACHTSAMKEIT
Auf der Suche nach einer Definition des Begriffs „Achtsamkeit“ bin ich natürlich bei Jon Kabat-Zinn, dem Begründer des Programms „Stressbewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit“ (MBSR Mindfulness-Based Stress Reduction) fündig geworden. So beschreibt er Achtsamkeit in seinem Buch „Im Alltag Ruhe finden“ wie folgt: "Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen.“
Mit Hilfe einer CD „Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson“ und mit Yogaübungen im Sitzen versuche ich, meine Aufmerksamkeit vollkommen auf den eigenen Körper zu richten und ganz im Hier und Jetzt zu sein. Meine Gedanken kann ich dabei aber nicht immer abschalten. So war es für mich sehr tröstlich, in einem Podcast von Lisa Kirchner zum Thema Achtsamkeit (Staffel 1, Folge 5) zu hören, dass das Bemerken des Abdriften der Gedanken auch eine Form der Achtsamkeit ist.
Achtsamkeitsübungen lassen sich aber auch gut in den Alltag integrieren: Bewusstes Essen ohne Ablenkung, den Anblick eines Regenbogens genießen, mit geschlossenen Augen Musik hören oder dem Zwitschern der Vögel lauschen, ein Spaziergang im Regen ohne Kapuze, sich auf dem Rücken liegend auf der Wasseroberfläche treiben lassen sind nur einige Beispiele, die mir spontan einfallen.
Achtsamkeit bedeutet für mich aber auch, wahrzunehmen, wie ich auf andere Personen wirke und welche Gefühle ein bestimmtes Verhalten oder eine bestimmte Äußerung einer Person in mir auslösen.
Zahlreiche Anregungen und Denkanstöße habe ich auf den Internetseiten und den Podcasts von Lisa Kirchner und Mechthild Kreuser erhalten:
14. KW
KÖRPERBEWUSSTSEIN
Seit letzter Woche Mittwoch besuche ich ein Fitness-Studio und habe prompt Muskelkater bekommen. Seit einigen Jahren mache ich zwar schon fast täglich Gelenkyoga (Yogaübungen im Sitzen) und gelegentlich Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Aber die Kraftübungen an Geräten und Koordinationsübungen im Stehen fördern auf eine ganz andere Weise mein Körperbewusstsein und meine Fitness.
Dass ich mich in meinem eigenen Körper wohl fühle und ihn so akzeptiere, wie er ist, war nicht immer so. Als Kind und vor allem als Jugendliche hatte ich große Probleme, mit meinem Hinken aufgrund meiner geschädigten Hüften klarzukommen. Später als Ärztin habe ich versucht, die zunehmenden Bewegungseinschränkungen zu ignorieren, bis mich letztendlich die Schmerzen besiegt hatten und mir künstliche Hüften eingesetzt wurden.
Eigentlich hätte ich aus meiner Hüftgeschichte lernen können und die Warnzeichen vor meinem Schlaganfall (Zunahme meiner Kopfschmerzen, einmaliges kurzes Taubheitsgefühl in den Zehen, Gefühl der Ausgebranntheit) ernster nehmen sollen. Stattdessen habe ich sowohl beruflich als auch im Freizeitbereich noch einmal so richtig Gas gegeben…
Heute bemühe ich mich, mir meines eigenen Körpers besser bewusst zu sein und sowohl seine Stärken als auch seine Schwächen wahrzunehmen. Und manchmal überrascht mich auch mein Körper und zeigt mir, dass doch noch mehr geht als ich ihm zugetraut hätte. Ein Beispiel: Vor kurzem waren mein Mann und ich auf einer inklusiven Tanzparty und habe 2 Stunden getanzt. Organisiert wurde dieses Event von der ZNS-Hannelore Kohl Stiftung in Kooperation mit dem Tanzhaus Bonn. Nochmals herzlichen Dank für dieses tolle Erlebnis!
13. KW
SELBSTHEILUNGSKRÄFTE
Anfang der letzten Woche hatte ich mir bei der Gartenarbeit eine riesige Blase am Daumen meiner gelähmten Hand zugezogen.
Seitdem beobachte ich fasziniert die äußere Wundheilung, die mein Körper ganz alleine schafft.
Anscheinend hat sich in meinem Kopf auch eine innere Wundheilung vollzogen. Nach meinem Schlaganfall vor fast 7 Jahren war ich lange Zeit nicht mehr in der Lage, einem Gespräch zu folgen, wenn gleichzeitig andere Personen am Tisch ein Gespräch führten. Inzwischen kann ich wieder meine Aufmerksamkeit so auf mein Gegenüber fokussieren, dass mich Nebengeräusche nicht mehr stören.
Damit sich die Selbstheilungskräfte voll entfalten können, müssen aber die Bedingungen stimmen. Bei einer äußeren Wunde ist wichtig, sie zunächst zu reinigen und zu desinfizieren. Bei meiner inneren Wunde "Schlaganfall" mache ich verschiedene Faktoren für das Wirken meiner Selbstheilungskräfte verantwortlich. Neben dem Abbau von Stress-Faktoren und dem Üben gesundheitsfördernder Gedanken versuche ich auch immer mehr, mich gesundheitsfördernd zu verhalten. Noch in dieser Woche werde ich z. B. ein Probetraining in einem Fitness-Studio absolvieren und mich dann wahrscheinlich anmelden.
12. KW
FREUDE
Heute bereiten mir mehrere Dinge Freude: Frühlingsanfang, der 23. Geburtstag meiner linken künstlichen Hüfte, der gleich folgende Einkauf mit meinem Mann bei einem italienischen Großhändler und die Fertigstellung meiner neuesten Perlenwebkette im Laufe des Tages.
Aber es gibt auch Tage, an denen man den Eindruck hat, dass nichts geklappt oder nichts Freude bereitet hat. Sich abends, spätestens wenn man im Bett liegt, auf die Suche nach einem positiven Erlebnis des Tages zu begeben, lohnt sich dennoch! Vielleicht war der Moment nur kurz (ein angenehmer Duft, ein schöner Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, die "Unterhaltung" zweier Amseln, ein leckeres Essen, leichter Nieselregen im Gesicht etc.), aber die Erinnerung daran weckt positive Gefühle und man kann vielleicht mit einem Gefühl der Dankbarkeit einschlafen.
Für mich bewährt hat sich auch das Anlegen einer Freude-Liste: Alles, was einem Freude macht, was Kraft schenkt und was einem zum Lachen bringt, wird auf ein Blatt geschrieben. Im "Notfall" kann man diese Liste angucken und mindestens eine Sache davon in die Tat umsetzen, um den belastenden Gedanken und Gefühlen ein Gegengewicht zu geben.
11. KW
WAHLMÖGLICHKEITEN
Das Leben bietet eine Fülle von Wahlmöglichkeiten. So hatte ich nach meinem Schlaganfall die Wahl, entweder meinen (zunächst) verlorengegangenen Fertigkeiten lange nachzutrauern oder mich letztendlich über Das zu freuen, was noch möglich war und fest an die eigenen Fortschritte zu glauben.
Natürlich sind manche Wahlmöglichkeiten nicht mehr vorhanden. So kann ich nicht mehr zwischen PKW- und ÖPNV-Benutzung wählen. Auch die Auswahl von Urlaubszielen ist eingeschränkt.
Aber jeden Tag auf`s Neue kann ich mich dafür entscheiden, an der Verbesserung meiner Motorik und meiner Sprache zu arbeiten, trotz Einschränkungen Sozialkontakte zu pflegen, neue Hobbies zu entdecken etc.
Eine Wahlmöglichkeit liegt mir allerdings besonders am Herzen und ist eng verknüpft mit dem Thema der letzten Woche "Hilfe annehmen". Wenn mir Hilfe angeboten wird, möchte ich frei entscheiden können, ob ich das Hilfsangebot annehme oder nicht. Leider erlebe ich es aber immer wieder, dass Diejenige / Derjenige, die / der Hilfe angeboten hat, mit der Ablehnung ein Problem hat ...
10. KW
HILFE ANNEHMEN
Auf der Suche nach einem GIF für meine Sonntags-Story auf INSTAGRAM habe ich folgenden Spruch entdeckt:
" Asking for help is taking care of yourself".
Bisher habe ich diesen Aspekt der Selbstfürsorge noch nicht genügend beachtet. Um Hilfe bitten oder Hilfe annehmen war für mich immer eng mit negativen Gefühlen wie Scheitern und Versagen verknüpft. Nur bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln habe ich frühzeitig gelernt, aktiv um einen Sitzplatz zu bitten.
Dass durch die Vermeidung einer Bitte um Hilfe auch massive Missverständnisse auftreten können, zeigt folgende Episode aus meinem ersten Leben. Bevor ich meine erste künstliche Hüfte erhielt, konnte ich wegen massiver Schmerzen kaum noch laufen. An meinem Arbeitsplatz im Krankenhaus war jeder Schritt für mich eine Qual, so dass ich z. B. die Krankenschwestern gebeten habe, für mich zum Kopierer zu gehen. Da ich meine Schmerzen nicht erwähnt hatte, hielten mich die Krankenschwestern daraufhin für hochnäsig. Nach einem klärenden Gespräch haben mir die Krankenschwestern sämtliche zusätzlichen Wege bereitwillig abgenommen. Voraussetzung für dieses Gespräch war aber die eigene Akzeptanz meiner Einschränkungen und der sich daraus ergebenden Folgen - ein wichtiger Weg zur eigenen Krankheitsbewältigung.
Für die Zukunft habe ich mir vorgenommen, öfter um Hilfe zu bitten und auch mehr die positiven Aspekte eines Hilfsangebotes zu sehen. Die Person, die Hilfe anbietet, handelt ja in positiver Absicht und nimmt wahr, dass das Ausführen einer Aktivität schwierig für mich ist. Wenn ich diese Hilfe annehme, erweise ich mir selbst einen Gefallen und erleichtere mein Leben.
9. KW
WÜNSCHE
In den ersten 2 Jahren nach meinem Schlaganfall war ich so mit mir selbst und dem Erreichen meiner selbstgesteckten Ziele beschäftigt, dass ich Gedanken über meine sehnlichsten Wünsche keinen Raum gegeben habe - abgesehen von dem Wunsch, noch möglichst viel gemeinsame Zeit mit meinem Mann verbringen zu können.
Seit den letzten Jahren melden sich aber immer häufiger meine Wünsche, die sich wieder wie früher hauptsächlich um das Reisen drehen. Nach einigen Kurzreisen an meine geliebte niederländische Nrdseeküste hatte sich seit dem 31. Oktober 2021, an dem in der Nacht Nordlichter auch über Deutschland zu sehen waren, hatnäckig folgender Wunsch in meinem Gehirn festgesetzt: Einmal in meinem Leben Nordlichter sehen!
Genau heute vor 1 Woche wurde mein Wunsch in Tromsö / Nordnorwegen Wirklichkeit! Deshalb veröffentliche ich heute auch ausnahmsweise Photos.
Mutig geworden durch meine erste Flugreise nach meinem Schlaganfall erweitern sich natürlich jetzt die Möglichkeiten für meine Reise-Wünsche
8. KW
GEDULD
Als Ergotherapeutin hat es mir viel Geduld abverlangt, bei dem Training der Aktivitäten des täglichen Lebens dem Schlaganfallbetroffenen nicht vorschnell zum Beispiel beim Anziehen einer Hose mit einer Hand zu helfen.
Als Ärztin in der Kinder- und Jugendklinik habe ich mich oftmals in Geduld üben müssen: Sei es bei der langwierigen Behandlung eines chronisch kranken Kindes oder bei den Gesprächen mit Eltern.
Später im Gesundheitsamt habe ich gelernt, dass man geduldig den richtigen Zeitpunkt für die Vorstellung eines neuen Projektes abwarten muss, damit Aussicht auf Genehmigung von oberster Stelle bestand.
Jetzt in meinem zweiten Leben kommt es mehr auf die Geduld mit mir selber an…
… und dies fällt mir weitaus schwerer als Geduld zu üben im beruflichen Kontext.
Da ich immer noch so schnell und kreativ denke wie vor meinem Schlaganfall, versuche ich manchmal wider besseres Wissen, auch so schnell wie früher zu sprechen. Aufgrund meiner immer noch vorhandenen Dysarthrie und Sprechapraxie ist dieses Vorhaben aber meist zum Scheitern verurteilt.
Auch muss ich akzeptieren, dass meine Gehstrecke, die ich mit meinem Stock bewältigen kann, von meiner Tagesform abhängt. Mit bleibt dann nichts anderes übrig, als geduldig den Tag zu erwarten, an dem es wieder besser mit dem Gehen klappt.
7. KW
BEHARRLICHKEIT
Dieser Begriff bedeutet für mich Folgendes: Mit dem Einsatz aller mir zur Verfügung stehenden Fähigkeiten und Fertigkeiten auf das Erreichen meines (selbstgesteckten) Ziels hinzuwirken, auch wenn manchmal Stillstand oder sogar Rückschritt auf dem Weg dorthin eintreten.
Kurz gesagt: Dran bleiben und immer das Ziel vor Augen haben !!!
Seit meinem Schlaganfall vor über 6 1/2 Jahren boten sich mir noch mehr Gelegenheiten als in meinem ersten Leben, meine Beharrlichkeit unter Beweis zu stellen.
6. KW
MEILENSTEINE
Während meiner Ausbildung lernte ich viel über die Meilensteine der kindlichen Entwicklung. Zum Beispiel war mit Erreichen des Meilensteins "Freies Gehen" das Kleinkind nun in der Lage, seine Umgebung noch intensiver erkunden, durch das erweiterte Bewegungsspektrum seinen Körper anders und besser wahrzunehmen und aktiv Kontakt zu anderen Kindern aufzunehmen.
Da ich in den ersten Tagen nach dem Schlaganfall wie ein kleines Kind auf die Hilfe von Anderen angewiesen war, setzte ich mir selbst zukünftige Meilensteine. Ein wichtiger Etappensieg auf dem Weg zum Erreichen des Ziels "Selbständigkeit bei den Verrichtungen des alltäglichen Lebens" war zum Beispiel der Eintausch der Bettpfanne gegen Toilette.
5. KW
ZIELE
Bereits während meiner Ergotherapie-Ausbildung hatte ich gelernt, im Therapieplan für den Patienten individuelle kurz-, mittel- und langfristige Ziele aufzustellen. In meiner Jugend standen für mich die langfristigen Ziele wie Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin werden, eine Familie gründen etc. im Vordergrund. Nach meinem Schlaganfall war es jedoch besser für meine Psyche, mittel- und vor allem kurzfristige Ziele zu formulieren, die ich in absehbarer Zeit erreichen konnte und mir somit immer wieder kleine Erfolgserlebnisse bescherten.
So freue ich mich heute darüber, wenn ich nach meinem ersten Kaffee am Morgen noch vor dem Frühstück eine halbe Stunde Gelenkyoga (Yogaübungen im Sitzen) durchgeführt habe. Danke Ulla!!!
4. KW
VORBILDER
Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, so habe ich schon in früher Kindheit nach Vorbildern Ausschau gehalten, an denen ich mich orientiert habe. An meiner Oma mütterlicherseits habe ich ihre Ehrlichkeit und ihr konsequentes Verhalten bewundert. Meine Großtante hat mir mit ihren Nähkünsten imponiert. Die Kochkünste meiner Mutter waren bemerkenswert. Mein Vater hatte viele Fähigkeiten, die ich bewundernswert fand, zum Beispiel seine positive Lebenseinstellung.
Eine ergiebige Quelle auf der Suche nach Vorbildern war für mich anscheinend aber auch das Fernsehen. An der „bezaubernden Jeannie“ faszinierte mich vor allem, wie sie nur mit einem Blinzeln und Verschränken der Arme ihre Wünsche wahr werden ließ. Dahinter steckte für mich keine Zauberei, sondern die Macht der Gedanken.
„Dr. med. Marcus Welby“ war für mich der Inbegriff eines guten Arztes. So wie er wollte auch ich später meinen Patienten zuhören und ihnen immer helfen können.
An einen Film kann ich mich aber besonders gut erinnern, obwohl ich damals erst 11 Jahre war. Vielleicht auch deshalb, weil ich ihn unmittelbar vor einem längeren Krankenhausaufenthalt gesehen hatte. Der Film „Und wieder spring´ ich über Pfützen“ handelt von einem Jungen, dessen sehnlichster Wunsch es ist, einmal reiten zu können. Doch er erkrankt an Kinderlähmung. Wie er es schafft, mit eisernem Willen und mit Unterstützung seiner Familie seinen Traum doch noch wahr werden zu lassen, hat mich nachhaltig beeindruckt. Genau so wollte ich auch kämpfen, um nach meiner komplizierten Hüft-Operation wieder auf die Beine zu kommen!!!
Heute brauche ich mir keine Fernsehserien oder Kinofilme anschauen, um Vorbilder zu finden. Seit meinem Schlaganfall bin ich umgeben von Vorbildern. Da ist Elisabeth, die es in den Jahrzehnten nach ihrem Schlaganfall gelernt hat, ein Hilfsangebot nicht nur zu akzeptieren und anzunehmen, sondern auch zu würdigen. Das schaffe ich zwar immer noch nicht, aber ich bin zumindest gedanklich auf dem Weg… Oder Kai, der 8 Jahre nach seiner Hirnblutung immer besser spricht und läuft, weil er nie den Glauben an die eigenen Fortschritte verloren hat. Ich könnte noch viele Personen nennen, die mich durch ihre Taten dazu ermutigen, mir immer wieder neue Ziele zu setzen. Ich danke Euch Allen!!!
3. KW
ERINNERUNG
Der Tod der Bekannten, die Anfang des Jahres an einem Schlaganfall verstorben ist, lässt mich gedanklich immer noch nicht los, zumal die Beerdigung noch stattfinden wird.
Trude Herr hat einmal gesungen "Niemals geht man so ganz Irgendwas von mir bleibt hier". So bleibt auch nach dem Tod die Erinnerung an den Menschen, der mir viel bedeutet oder der mich nachhaltig beeindruckt hat. Gemeinsame Erlebnisse, typische Äußerungen und vor allem das Gefühl, das man beim Zusammensein mit diesem Menschen hatte, tauchen manchmal wie eine Art flashback in meinen Gedanken auf.
Erinnerung ist auch eine meiner Kraftquellen. Vor allem in der ersten Zeit nach meinem Schlaganfall habe ich mir oft gedanklich aufgelistet, welche Krisen ich schon in meinem Leben bewältigt habe und was mir dabei geholfen hat. So hat mir beispielsweise mein medizinisches Wissen enorm geholfen: Zu wissen, dass das Gehirn über Areale verfügt, die bisher nicht genutzt wurden, und zudem andere Hirnareale Funktionen übernehmen können, hat meinen Glauben an die eigenen Fortschritte gestärkt.
Die Erinnerung an Dinge, die ich aufgrund meiner körperlichen Behinderung nicht mehr ausüben kann, erfüllt mich glücklicherweise nicht mit Wehmut. Denn was mir keiner mehr nehmen kann, ist mit der Erinnerung aufkommende positive Gefühle. So bleibt mir zum Beispiel die Erinnnerung und die damit verbundenen Glücksgefühle an eine Delfinschule, die uns bei einem Tauchgang in 20 Metern Tiefe an der Meeresoberfläche überholte. Und das Schöne ist: Dieses Gefühl ist jederzeit (auch ohne lästiges Gerödel vor dem Tauchgang) abrufbar!!!
2. KW
DANKBARKEIT
Eigentlich wollte ich heute zu einem anderen Begriff meine Gedanken aufschreiben. Aber am Wochenende habe ich vom Tod einer Bekannten erfahren, die im Alter von 51Der Tod der Bekannten, die Anfang des Jahres an einem Schlaganfall verstorben ist, lässt mich gedanklich immer noch nicht los, zumal die Beerdigung noch stattfinden wird.
Trude Herr hat einmal gesungen "Niemals geht man so ganz
Irgendwas von mir bleibt hier". So bleibt auch nach dem Tod die Erinnerung an den Menschen, der mir viel bedeutet oder der mich nachhaltig beeindruckt hat. Gemeinsame Erlebnisse, typische Äußerungen und vor allem das Gefühl, das man beim Zusammensein mit diesem Menschen hatte, tauchen manchmal wie eine Art flashback in meinen Gedanken auf.
Erinnerung ist auch eine meiner Kraftquellen. Vor allem in der ersten Zeit nach meinem Schlaganfall habe ich mir oft gedanklich aufgelistet, welche Krisen ich schon in meinem Leben bewältigt habe und was mir dabei geholfen hat. So hat mir beispielsweise mein medizinisches Wissen enorm geholfen: Zu wissen, dass das Gehirn über Areale verfügt, die bisher nicht genutzt wurden, und zudem andere Hirnareale Funktionen übernehmen können, hat meinen Glauben an die eigenen Fortschritte gestärkt.
Die Erinnerung an Dinge, die ich aufgrund meiner körperlichen Behinderung nicht mehr ausüben kann, erfüllt mich glücklicherweise nicht mit Wehmut. Denn was mir keiner mehr nehmen kann, ist mit der Erinnerung aufkommende positive Gefühle. So bleibt mir zum Beispiel die Erinnnerung und die damit verbundenen Glücksgefühle an eine Delfinschule, die uns bei einem Tauchgang in 20 Metern Tiefe an der Meeresoberfläche überholte. Und das Schöne ist: Dieses Gefühl ist jederzeit (auch ohne lästiges Gerödel vor dem Tauchgang) abrufbar!!!
Jahren an einem Schlaganfall verstorben ist. Ich war 52 Jahre, als ich einen Schlaganfall erlitt…
Dieses Ereignis hat mich wieder daran erinnert, dass ich enormes Glück hatte. Es hätte auch bei mir ganz anders ausgehen können. Ich empfinde daher eine tiefe Dankbarkeit, dass ich noch lebe. Zwar musste ich meinen Beruf als Ärztin aufgeben und kann nicht mehr Alles so wie früher machen. Aber ich empfinde mein 2. Leben als großes Geschenk. Ich bin unendlich dankbar, dass ich schon 6 1/2 "Plus"-Jahre mit meinem Mann, meiner Verwandschaft und meinem Freundeskreis verbringen durfte. Diese Zeit und mit ihr die Erinnerung an sehr viele schöne Momente kann mir keiner mehr nehmen!!!
Deshalb heißt mein Slogan auch „Schlagartig ist Alles anders - aber nicht unbedingt schlechter!!!“
1. KW
AUSPROBIEREN
Mein Vater, der eines meiner großen Vorbilder war, hat den Spruch "Probieren geht über Studieren" intensiv vorgelebt. "Das kann ich nicht" konnte man seiner Meinung nach erst dann sagen, wenn man eine Tätigkeit zumindest ausprobiert hatte. Ausprobieren beinhaltet für mich damit auch den zielgerichteten Blick nach vorne in die Zukunft.
Schon in meinem 1. Leben hatte ich gerne etwas Neues ausprobiert. Aber erst in meinem 2. Leben nach dem Schlaganfall ist Ausprobieren das zentrale Thema geworden:
Im kommenden Jahr möchte ich gern wieder etwas für mich völlig Neues ausprobieren. So habe ich meinen Mann gebeten, mir das Alphornspielen beizubringen. Denn ein Alphorn kann man gut mit einer Hand halten!